Der Studiocanal-Filmverleih bringt neben aktuellen Kinofilmen auch regelmäßig DVDs und BluRay heraus und verhilft dabei Filmklassikern zu Neuauflagen. Neben dem verkannten 80s-Meisterwerk „Angel Heart“ wurde am 19.9. auch der Thriller „Die Dolmetscherin“ mit Nicole Kidman und Sean Penn aus dem Jahr 2005 neu veröffentlicht. Es handelt sich dabei um den letzten Spielfilm von US-Regisseur Sidney Pollack, der durch Filme wie „Die drei Tage des Condor“, „Jenseits von Afrika“ oder „Die Firma“ bekannt wurde.

von Christian Klosz

Der Film handelt von der Dolmetscherin Silvia Broome (Kidman), die spätabends im UN-Gebäude in New York über Gesprächsfetzen, die sie zufällig aufschnappt, von einem Mordkomplott gegenüber einem afrikanischen Machthaber erfährt. Sie selbst ist als Übersetzerin für die betreffende Delegation gebucht, worauf sie sich an den Secret Service wendet und den Vorfall meldet. Dort glaubt man ihr zuerst nicht, vor allem Agent Tobin Keller (Penn) hält sie für eine Betrügerin. Broome verstrickt sich zunehmend in ihren eigenen widersprüchlichen Angaben, gleichzeitig entgeht sie nur knapp mehreren Angriffen – offenbar, weil sie zu viel weiß. Zusammen mit Keller hängt sie sich auf die Fersen jener Unbekannten, die hinter dem Komplott gegen Präsident Zuwanie von Matobo stehen, und riskiert dabei nicht nur ihr eigenes Leben.

„Die Dolmetscherin“ ist ein durch und durch durchschnittlicher Polit-Thriller geworden. Pollack versucht, an seine früheren Arbeiten anzuknüpfen, ohne deren Niveau wirklich zu erreichen, zu generisch wirkt die Story, zu „bemüht“ oft die allzu konstruierten Plot-Twists. Die von Kidman dargestellte, dubiose Hauptfigur Silivia Broome taugt nur bedingt zur Identifikation, da man im Grunde bis zum Ende nicht genau weiß, woran man an ihr ist, zu undurchsichtig sind oft ihre Motivationen, Handlungen und Aussagen. Ein Lichtblick ist Sean Penn, der seinen ebenfalls gebeutelten Charakter wie immer gekonnt zum Leben erweckt und äußerst glaubwürdig darstellt, während Kidmans Figur für den Zuschauer immer irgendwie „unnahbar“ wirkt.

Ein weiteres Problem von „Die Dolmetscherin“ ist das äußerst klischeehafte Bild, das von „Afrika“ gezeichnet wird: Es wird einfach ein fiktives Land („Matobo“) erfunden, das von einem ehemaligen Freiheitskämpfer, der sich zum Diktator gewandelt hat, mit eiserner Faust regiert wird. Überhaupt dominieren Afrika-Repräsentationen, die durch die postkoloniale Kritik inzwischen weithin in Frage gestellt wurden: Jene von zwar bemühten, aber am Ende „primitiven“ Völkern, die unfähig sind, mit den ihnen vom Westen „geschenkten“ zivilisatorischen und politischen Errungenschaften umzugehen.

Vor allem ist das Problem, dass man all das schon vielfach interessanter, origineller und spannender gesehen hat, weshalb der Neuigkeitswert äußerst begrenzt bleibt. Auch, wenn das nun großteils Kritikpunkte sind, ist „Die Dolmetscherin“ kein schlechter Film, aber auch nicht mehr als solide Massenware, die Genre-Liebhaber durchaus unterhalten wird können, aber wenig Neues oder Innovatives zu bieten hat.

Rating:

62/100

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Bild: Studiocanal